2021 – ein bewegtes Dolmetschjahr

Ein besonderes Dolmetschjahr geht zu Ende - Foto eines Weihnachtsbaumzweiges mit Kugeln und Lichterkette

Und schon wieder Weihnachten! Zeit für Ruhe und Besinnung, aber auch für die wie immer erstaunte Feststellung, dass das zu Ende gehende Jahr sich gleichzeitig sehr lange und wie ein Augenblick angefühlt hat. Diese Beobachtung ist zugegebenermaßen nicht originell – und doch trifft sie auf 2021 besonders gut zu. Zeit für eine Bilanz eines ungewöhnlichen Dolmetschjahres.

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PFA bei Gericht: ein Interview mit Tilman Kootz

TIlman Kootz, Referent für das Gerichtsdolmetschen des Landesverbandes Hessen des BDÜ, Mitinitiator des Projektes zum PFA-EInsatz bei Gericht

Copyright Tilman Kootz

Das Thema „PFA bei Gericht“ stößt auf große Resonanz. Nach meinem letzten Post zu dem Thema wollte ich mehr darüber erfahren, wie das Frankfurter Pilotprojekt zustande gekommen ist und was für seine Zukunft angedacht ist. Dafür habe ich mich an meinen  Kollegen Tilman Kootz gewandt, Frankfurter Konferenz- und Gerichtsdolmetscher für Englisch und einen der Referenten für das Gerichtsdolmetschen des BDÜ-Landesverbandes Hessen. Tilman war so freundlich, mir einige Einblicke in das Projekt zu gewähren.

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Gerichtsdolmetschen in Corona-Zeiten: Ein Erfahrungsbericht

PFA-Geräte für das Dolmetschen bei Gericht: besonders wichtig während Corona

Der Siegeszug des Remote-Dolmetschens hält an. Bei immer mehr Konferenzen finden sich die Dolmetschteams in einem Hub zusammen, um auf Entfernung Sitzungen zu dolmetschen, deren Teilnehmer sich einzeln aus ihren Büros zuschalten. Sicher wird für die absehbare Zeit ein Großteil der Konferenzdolmetscheinsätze in Deutschland so aussehen (eine Handreichung zu diesem Thema werde ich in den kommenden Wochen auf dieser Webseite verfügbar machen).

Anders sieht die Lage in der Justiz aus. Dabei sind dort viel mehr Dolmetscher*innen tätig als im Konferenzbereich. Die Datenbank der Justizdolmetscher und Übersetzer listet bundesweit über 12600 Dolmetscher*innen (im Vergleich: der VKD im BDÜ e.V. hat über 700 Mitglieder). Diese arbeiten nicht nur in den herkömmlichen internationalen Konferenzsprachen, sondern auch in den Sprachen des globalen Südens, den sogenannten „kleinen“ Sprachen oder Dialekten. Nicht überraschend in einem internationalen Land wie Deutschland: der Artikel 185 des Gerichtsverfassungsgesetzes sichert jedem/jeder Prozessbeteligten, der/die des Deutschen nicht hinreichend mächtig ist, das Recht auf einen Dolmetscher. In der Justiz arbeiten beeidigte oder ermächtigte Dolmetscher*innen außerdem u.a. für die Polizei, bei Mandantengesprächen von Rechtsanwält*innen oder bei Gefangenenbesuchsterminen in JVAs.

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Gehörlose in der Corona-Krise – Barrierefreiheit und Alltagsprobleme

Die Frankfurter Rundschau veröffentlichte heute ein Interwiew mit der Dozentin für Gebärdensprache Andrea Kaiser, das die Auswirkungen der Corona-Krise, genauer der Maskenpflicht, auf Gehörlose aufzeigt. Selbst für Hörende ist ein Gespräch mit jemanden, der eine Maske trägt, viel schwieriger und ungewohnter. Für Gehörlose, auch solche, die kaum auf Lippenlesen angewiesen sind, ist es fast eine Unmöglichkeit. Frau Kaiser erzählt, dass sie teilweise nict erkennen kann, ob eine Person sie gerade anspricht, wenn diese eine Maske trägt. Sie zeigt auch, welche Rollen Emotionen bei der Kommunikation spielen und wie schwer sich diese deuten lassen, wenn das Gesicht des Gegenübers halb verdeckt ist:

Ich war vor kurzem beim Arzt. Obwohl eine Gebärdensprachendolmetscherin dabei war, die Kommunikation also gesichert war, wusste ich gar nicht, wie die Stimmung war. Denn der Arzt trug eine Maske. Ich habe dann die Dolmetscherin gefragt, ob der Arzt eine freundliche Stimme hatte.

 

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Remote Interpreting – Alltag trotz Corona

Videodolmetschen - Bild eines Mikrophons mit Schriftzug "On Air"

 

Die Corona-Krise wirbelt die Weltwirtschaft durcheinander. Was bis jetzt selbstverständlich war: internationale Lieferketten, globale Partner und Kunden, mehrsprachige Kongresse und Konfrenzen – wird untersagt oder unmöglich. Als erste Reaktion auf die Ausbreitung der Pandemie sind Wirtschaften weltweit in eine Stockstarre gefallen. Doch mittlerweile wird klar, dass die Arbeit nicht auf unbestimmte Zeit eingefroren werden kann. Der Alltag muss, soweit möglich, weitergehen, trotz geänderter Bedingungen. Zum Glück gibt es Lösungen, die auch in der Ausnahmesituation internationale Kontakte ermöglichen. Die Technologie des Remote Simultaneous Interpreting, auch als Ferndolmetschen oder Videodolmetschen bekannt, bietet interessante und praktikable Ansätze.

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Das Coronavirus und die Dolmetscher

 

Noch letzte Woche wollte ich einen Blogpost darüber verfassen, was die Ausbreitung des Coronavirus für Dolmetscher bedeutet – vom Anfang März an wurden zunehmend Massenveranstaltungen und Firmenevents abgesagt, Dienstreisen verboten, Flug- und Zugreisen unvorhersehbarer und gefühlt gefährlich. Viele Kolleg*innen trieb eine Unsicherheit wegen stornierter Aufträge um. Viele versuchten, kulante Lösungen zu finden, die Ausfallhonorare sichern und gleichzeitig der auch auf Seite unserer Kunden dramatisch veränderten Situation Rechnung tragen. Die Dolmetscherverbände VKD und AIIC Deutschland haben an die Politik um Unterstützung für ihre Mitglieder appelliert.

Doch jeder Blogpost über das Virus kann angesichts der sich täglich ändernder Lage nur ein Schnappschuss sein. Mittlerweile sind es nicht nur Dolmetscher, die zu Hause bleiben müssen – das gesamte öffentliche Leben ist weitestgehend zum Erliegen gekommen. Mit Solidarität, Besonnenheit und vor allem, indem man zu Hause bleibt, kann jede*r helfen, die Epidemie einzudämmen und gleichzeitig einen kleinen Beitrag zur künftigen Normalisierung der wirtschaftlichen Lage zu leisten. Dennoch ist es natürlich sinnvoll, sich schon jetzt Gedanken über die eigene finanzielle Versorgung zu machen, gerade für den nicht ganz unwahrscheinlichen Fall, dass die Krise und mit ihr der Auftragseinbruch noch einige Monate andauern.

Einige steuerliche Lösungen, die allerdings vor allem in Stundungen bestehen und daher die Zahlungslast einfach nach hinten verschieben, sind bereits möglich. Einzelne Bundesländer haben auch bereits individuelle Maßnahmen für Selbstständige bekanntgegeben. Nach vielen Apellen – u.a. von Selbstständigenverbänden und Dolmetscherverbänden – hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie am 23. März einen Schutzschirm beschlossen, der u.a. Unternehmen unter 5 Beschäftigten einmalige Zuschüsse von bis zu 9 Tausend Euro für einen Zeitraum von 3 Monaten einräumt. Details sollen in Kürze bekanntgegeben werden.

Hier möchte ich eine kleine Linksammlung anfügen, die ich, solange es notwendig sein wird, wöchentlich aktualisieren werde.

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